In „MARY – A1“ lotet Rayk Goetze die feinen Spannungsfelder zwischen Sinnlichkeit, Ironie und existenzieller Schärfe aus. Der Künstler setzt bewusst auf eine kontrastreiche Bildsprache: Das Gesicht der Figur erscheint in fast monochromer Kühle, während die Geste – der Finger an den Lippen – eine ambivalente Mischung aus Verführung und Nachdenklichkeit evoziert.

Die Malweise verbindet klassische Porträttradition mit zeitgenössischer Verfremdung. Die fließenden Übergänge von Hell und Dunkel erzeugen eine fast filmische Atmosphäre, während die bewusst gesetzten Unschärfen und gestörten Flächen auf der Leinwand die Klarheit des Abbildes infrage stellen. So entsteht eine Spannung zwischen Nähe und Distanz, zwischen Erkennbarkeit und Verfremdung.

Goetze gelingt es, die psychologische Tiefe der Figur in den Vordergrund zu rücken. Der Blick ist nicht eindeutig, sondern öffnet Raum für Projektionen: Ist es eine Pose, ein Spiel, ein Moment der Selbstbefragung? Das Werk fordert den Betrachter heraus, sich auf diesen Schwebezustand einzulassen – zwischen Schönheit und Abgründigkeit, zwischen Oberfläche und innerem Gehalt.

„MARY – A1“ ist ein Unikat, das sowohl malerisch-technische Virtuosität als auch intellektuelle Tiefe vereint.

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