Artist Spotlight mit Mario Dalpra
Kunst, die Sinne bewegt – Zwischen Disziplin,
Gelassenheit und der Kraft der Balance.
Key Facts
Mario Dalpra wurde 1960 in Feldkirch, Österreich, geboren und studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Seine Arbeiten, die durch technische Präzision und ästhetische Perfektion beeindrucken, haben ihm internationale Anerkennung eingebracht. Seine Skulpturen und Gemälde wurden in Tokio, New York und zahlreichen europäischen Städten ausgestellt.
Heute pendelt Dalpra zwischen Wien und Indonesien, wo er seine Inspiration aus der Vielfalt globaler Kulturen schöpft. Seine Kunst kombiniert klare Formen mit einer subtilen Tiefe, die Betrachter dazu einlädt, über das Offensichtliche hinauszudenken.
Es ist mir eine große Freude, Ihnen Mario Dalpra vorzustellen, einen Künstler, dessen Werke eine spielerische Leichtigkeit und zugleich eine tiefe Ehrlichkeit verkörpern. Seit 2019 habe ich die Möglichkeit, mit ihm zusammenzuarbeiten, und schätze seine Kunst, die uns daran erinnert, dass sie nicht immer komplexe Erklärungen oder Botschaften benötigt – sie darf auch einfach schön sein.
In einer Region wie Norddeutschland und dem Osten, wo das Kunstverständnis oft noch stark von der Suche nach verborgenen Bedeutungen geprägt ist, bringt Mario Dalpra eine erfrischend andere Perspektive. Er zeigt, dass Kunst nicht zwangsläufig erklärt oder entschlüsselt werden muss, sondern genauso in ihrer unmittelbaren Ästhetik, Energie und Ausstrahlung wirken kann.
Mit seinen Skulpturen und Gemälden fordert Dalpra den Betrachter nicht dazu auf, Antworten zu finden, sondern lädt ihn ein, die Schönheit, das Spiel und die Freude im Moment zu erleben. Kunst darf berühren, ohne belehren zu wollen – und genau diese Freiheit macht seine Werke so besonders.
Kristine Hamann
Im Gespräch mit Mario Dalpra
Die Balance zwischen Disziplin und Gelassenheit
Mario, als ich dich kennenlernte, hat mich deine Gelassenheit beeindruckt. Diese Ruhe spiegelt sich auch in deiner Kunst wider. Wie schaffst du es, in einer hektischen Welt diesen Zustand zu bewahren?
Die Balance zwischen Gelassenheit und Schaffenskraft ist für mich essenziell – im Leben wie in meiner Kunst. Es ist eine Mischung aus Disziplin, Erfahrung und der bewussten Entscheidung, im Moment zu leben. Disziplin schafft Struktur, die meine Kreativität freisetzt, während Gelassenheit mir hilft, die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen, ohne mich von Erwartungen oder Ablenkungen dominieren zu lassen.
Auch meine emotionale Seite spielt eine Rolle. Ich spüre meine Umwelt sehr intensiv, manchmal fast zu stark. Aber ich habe gelernt, diese Intensität positiv zu nutzen und sie in meiner Kunst auszudrücken. Letztlich ist es ein Wechselspiel zwischen Loslassen und konzentriertem Arbeiten. Diese innere Harmonie prägt meine Werke – und ist etwas, das ich ständig neu suche.
Klarheit, Fokus und kreative Freiheit
Viele stellen sich Künstler als chaotisch und impulsiv vor, aber du scheinst das Gegenteil zu verkörpern: Klarheit, Fokus und eine fast meditative Ruhe. Wie verbindest du diese Qualitäten mit der kreativen Freiheit, die du dir nimmst?
Innerlich bin ich oft chaotisch, aber meine Arbeit bringt mir Balance. Es beruhigt mich, Ideen aufs Papier zu bringen – mein Kopf ist so voll davon, und es erfüllt mich mit Energie, sie zu realisieren. Im kreativen Prozess finde ich diese meditative Klarheit, die mein inneres Chaos und meine Disziplin verbindet. Ohne diese Harmonie könnte ich meine Visionen nicht umsetzen. Es ist eine eigenartige, aber wundervolle Mischung.
Die Suche nach Glück und Vollkommenheit
Deine Werke – ob Skulpturen oder Bilder – berühren etwas Universelles. Sie scheinen eine Sehnsucht nach Glück und Vollkommenheit in uns zu wecken. Suchst du selbst nach diesen Momenten des vollkommenen Glücks, oder findest du sie im Prozess deiner Arbeit?
Glück und Vollkommenheit sind für mich keine Endziele, sondern flüchtige Augenblicke. Glück empfinde ich in der Liebe, im Austausch mit Menschen und in der schöpferischen Kraft, die mich antreibt. Aber diese Momente sind fragil, fast wie ein Spiegelbild auf bewegtem Wasser.
Der Prozess des Schaffens ist oft intensiv und fordernd. In diesem Prozess liegt ein stilles Glück, das ich nicht immer bewusst wahrnehme. Es ist erst der Moment, wenn ein Werk vollendet ist und sich für mich ‚richtig‘ anfühlt, der mir diese flüchtigen Momente von Zufriedenheit schenkt. Doch diese Momente treiben mich nicht an – sie sind ein Geschenk am Ende eines oft anstrengenden Weges.
Perfektion und die Geschichten dahinter
Deine Skulpturen strahlen eine scheinbare Perfektion aus, doch hinter jeder Oberfläche steckt eine Geschichte. Ist Perfektion für dich ein Ziel oder eine Einladung, genauer hinzusehen?
Perfektion ist für mich kein Ziel, sondern ein Dialog mit meinen eigenen Erfahrungen. Als Kind habe ich mich verbrannt – vielleicht ist das der Ursprung meines Wunsches, verletzter Haut eine neue, makellose Oberfläche zu verleihen.
Meine Skulpturen sind eine Auseinandersetzung mit dieser Idee. Die glatten, scheinbar perfekten Oberflächen sind ein Kontrast zur Unvollkommenheit der inneren Geschichten. Perfektion ist für mich ein Mittel, den Betrachter einzuladen, hinter die makellose ‚Haut‘ zu blicken, um die Tiefe und die Emotionen darunter zu entdecken. Es ist diese Spannung zwischen äußeren Idealen und innerer Realität, die mich fasziniert und meine Arbeit prägt.
Die emotionale Kraft der Kunst
Du sagst, dass Kunst die Seele berühren kann. Hast du ein Beispiel, bei dem deine Werke jemanden besonders tief bewegt haben?
Ein prägendes Erlebnis hatte ich in Japan, während meiner Ausstellung in der Bunkamura Gallery in Tokio. Ein junges Mädchen stand weinend vor einem meiner Bilder. Sie sagte, die Farben hätten sie so tief berührt, dass sie einfach nicht anders konnte.
Solche Momente sind für mich die größte Bestätigung. Zu wissen, dass meine Werke Räume bereichern und Menschen bewegen, gibt mir das Gefühl, dass meine Arbeit einen echten Wert hat.
Globale Inspiration: Reisen, Kultur und Transformation
Deine Kunst hat Wurzeln in vielen Kulturen. Wie gelingt es dir, diese Einflüsse aufzunehmen, ohne dich von ihnen vereinnahmen zu lassen?
Reisen sind für mich unverzichtbar. Jede Kultur, die ich erlebe, bereichert meinen künstlerischen Ausdruck, doch mein Stil bleibt eigenständig. Die Eindrücke aus fremden Ländern und Kulturen sauge ich auf wie ein Schwamm. Diese Erfahrungen verarbeite ich in Tagträumen – sie sind der Übergang, durch den ich Emotionen und Bilder in Kunstformen verwandle.
Es ist eine feine Balance: Ich nehme die Einflüsse auf, ohne meine eigene Stimme zu verlieren.
Gelassenheit durch Disziplin
Du hast von deinem Alltag in Indien erzählt, wo du dich streng an eine Tagesordnung hältst, um Raum für Kreativität zu schaffen. Ist Disziplin für dich ein Werkzeug, um Freiheit zu ermöglichen? Und was gibt dir diese Balance zwischen Regeln und Loslassen?
Mein Aufenthalt in Indien und mein Atelier in Indonesien haben meiner Arbeit eine globale Tiefe gegeben. Diese Orte sind so voller Schönheit und Inspiration, dass ich sie in meinen Werken nur zu einem Bruchteil einfangen kann – vielleicht 20 %, und das reicht, um mich glücklich zu machen.
Disziplin ist dabei entscheidend für mich. In Indien ist der Alltag einfach, reduziert auf das Wesentliche, und das schafft einen klaren Fokus. Anders als in unserer konsumgeprägten Kultur erlaubt mir diese Schlichtheit, mich vollständig auf meine Kunst zu konzentrieren. Sie gibt mir den Raum, um frei zu sein, und gleichzeitig die Struktur, die ich brauche, um schöpferisch tätig zu sein.
Manchmal wird Disziplin als Gegensatz zur Kreativität gesehen. Doch bei dir wirken beide wie ein harmonisches Paar. Hast du jemals mit dem Chaos gekämpft, oder war Klarheit immer ein Teil deiner künstlerischen Identität?
Disziplin ist für mich kein Zwang, sondern eine natürliche Folge meiner Besessenheit. Ich bin ständig im Modus des Schaffens – Tag und Nacht, sogar im Schlaf. Das Chaos ist dabei keine Bedrohung, sondern pure Lust und Freude. Es fordert mich heraus, es zu bändigen, und schenkt mir gleichzeitig endlose Energie und Klarheit.
Durch dieses Spiel zwischen Ordnung und Chaos entsteht die Identität meiner Arbeit. Letztlich bin ich nur das Werkzeug, durch das sich die Ideen ausdrücken. Es ist ein harmonisches Wechselspiel, das mir hilft, die Balance zu halten und meiner Kunst Tiefe und Präsenz zu verleihen.
Arnold Schwarzenegger und „Universale Energie im Einklang“
Arnold Schwarzenegger hat deine Skulptur ‚Universale Energie im Einklang‘ für eine exklusive Auktion im Rahmen des World Climate Summit in Kitzbühel ausgewählt. Was bedeutet dir diese Anerkennung?
Das bedeutet mir unglaublich viel, zumal Arnold und ich aus der gleichen österreichischen Nachbarschaft stammen. Seine Wahl zeigt, wie Kunst Brücken schlägt und gemeinsame Werte verkörpert. Es ist eine große Ehre, Teil eines solchen Events zu sein, bei dem sich alles um Nachhaltigkeit und Zukunft dreht.
Warum der Norden?
Du bist international erfolgreich und könntest überall arbeiten. Warum hast du dich entschieden, gerade hier im Norden Deutschlands mit mir zusammenzuarbeiten?
Ganz einfach: Ich mag Menschen, die kämpfen und etwas bewegen wollen – und du bist genau so jemand. Du gehst mit Leidenschaft an deine Projekte, auch wenn der Weg nicht immer einfach ist. Dieses Dranbleiben und die Überzeugung, die ich in dir sehe, bewundere ich sehr. Außerdem bist du mir einfach sympathisch, und das macht unsere Zusammenarbeit umso schöner.
Fazit: Tiefe hinter der glänzenden Oberfläche
Was an der Oberfläche glänzt, ist oft nur der Anfang. Das Wesentliche zeigt sich erst, wenn man genauer hinsieht.
Mario Dalpras Kunst fordert dazu auf, über das Offensichtliche hinauszugehen. Sie verbindet Ästhetik mit Tiefe und lädt den Betrachter ein, die verborgenen Ebenen zu entdecken, die hinter der Perfektion liegen.
MARIO DALPRA
„floating into the universe”, 2023
Acryl auf Leinwand
160 X 120 cm
Unikat, signiert
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