Ausstellungsfotos folgen in Kürze
ISOLAR
Sebastian Menzke Soloausstellung
24.10. - 30.11.2016
Finissage am Donnerstag, den 1. Dezember ab 18 Uhr
Der Künstler ist anwesend.
Unter dem Titel „ISOLAR“ präsentieren sich dem Betrachter 22 Epoxidharzwerke und vier Ölgemälde. Der Titel selbst regt schon zum Gedankenspiel an. Die erste Assoziation führt zu „isolieren“ und tatsächlich werden Formen, Farben und Schichten für immer voneinander isoliert festgehalten, auch für den Betrachter unerreichbar. Die englische Aussprache des Wortes birgt noch eine ganz andere Bedeutungsmöglichkeit und lässt die Verbindung zu „Eis“, zu Kälte, offenbar werden. Die Verwendung von kalten Farben und vorrangig von Blautönen ist für etliche Werke dieser Ausstellung kennzeichnend. Passend zur Jahreszeit begibt sich der Betrachter in eine winterliche Welt mit nur noch einem Rest an Erinnerung an warme Tage, so wie die Blätter draußen schon beinahe alle gefallen sind.
In den Epoxidharzwerken mischt der Künstler die altmeisterliche Technik der Eitempera mit der hochmodernen Kunstharzherstellung und schafft so, wie in zahlreichen seiner bisherigen Werke, eine Verbindung der Jetztzeit mit der kunsthistorischen Vergangenheit. Die verschiedenen Materialien wurden übereinandergeschichtet und so entstehen mehrere Ebenen im Bild; Farben und Formen überdecken einander.
Der Betrachter der Epoxidharzwerke hat das Gefühl, vor mehreren Werkabschnitten zu stehen: Zunächst sind da die Werke der laufenden bzw. verlaufenden Farben und Formen, die noch am ehesten mit dem Begriff Landschaft versehen werden könnten; häufig wird der Hintergrund gerahmt vom Bildvordergrund.
Es folgen die Werke der geometrischen Formen, die an Bauhaus erinnern. Alle diese Werke sind in gedeckten Farben gehalten und wäre das Gesamtwerk dieser Ausstellung in Jahreszeiten unterteilt, wären dies die Herbstbilder.
Im Gegensatz dazu zeigen die nächsten Werke eine bisher ungeahnte Farb- und Formenexplosion, stark gekennzeichnet durch grelle Primärfarben, geometrische Formen, fließende und freie Strukturen, zum Teil mit nach- oder eingezeichneten Linien oder Strukturgefügen. Zudem gibt es zwei Werke, die ein „Zebramuster“ aufweisen, das sich in Menzkes Werken mehrfach finden lässt: schwarze, kleinflächige Strukturen, die im Gesamten eine Form zu bilden und dem Betrachter einen Weg ins Bild zu weisen scheinen. Diese Bilder wären Sinnbild des kurzen Frühlings und Sommers. Zuletzt der Winter: wenige grazile, helle Linien, die an Risse im Eis erinnern, und farbige Linien und Strukturen, die im Eis eingeschlossen zu sein scheinen.
Ein allerletztes Werk fällt völlig aus der Reihe und scheint von seinem collagierten Wesen her eher an Ölgemälde des Künstlers anzuschließen: Gliedmaßen und rohrähnliche Gebilde sind von gleicher Gestalt, umringt von eiskalt-blauen Fetzen, ein Blick in eine apokalyptische Zukunftsversion scheint sich aufzutun.
Die Epoxidharzwerke werden im Schattenfugenrahmen präsentiert, der perfekt die Tiefen der Werke betont, die in ihm zu schweben scheinen. Die kleine, immer gleiche Größe der einzelnen Werke mit 28 cm x 23 cm lässt diese zum einen auch in kleinen Räumen wirken und lädt zum anderen zur Hängung in Serie ein.
Im größten Gegensatz – hinsichtlich Größe, Herstellung und Erscheinung – zu den kleinen, titellosen Kunstharzbildern stehen die vier großen Ölgemälde, zwei im Stile der Pop Art, zwei eher im Anschluss an konstruktivistische Malerei.
Zunächst findet sich die surrealistische Collage einer Frauenfigur, die von mehreren Seiten zugleich sichtbar zu sein scheint, vor eisiger, in kalten Farben gehaltener Landschaft. Das Werk trägt den sinngebenden Titel „fällt“. Das Gesicht der Frau entbehrt Mund und Augen und damit des Essenziellen, das ihm Ausdruck verleihen könnte. Diese so zentralen Elemente scheinen irgendwo verloren gegangen zu sein, wie auch die anderen Bilddetails der Hauptfigur verloren und suchend wirken. Wie sollte sich dieses Wesen auch anders bewegen als „haltlos“: Es scheint zwangsläufig zu fallen bzw. auseinanderzufallen.
Auf den ersten Blick ganz anders wirkt daneben das zweite Gemälde. Ganz im Sinne modernen Werbebewusstseins sieht man einem weibliches Gesicht, das alle Merkmale der gegenwärtig anerkannten Attraktivität aufzeigt: große Augen und volle, leicht geöffnete Lippen. Jedoch wird auch diese Erscheinung durch irritierende Momente gestört: eine merkwürdig geformte Nase, die in ihrer Ansicht nicht in das Gesicht zu passen scheint, und die Zerstückelung des Ideals durch grellfarbene Strukturen.
Die weiteren zwei Gemälde wirken wieder wie als Serie geschaffen, sie scheinen sich gegenseitig zu vervollständigen. Beide sind gekennzeichnet durch lange, ovale Strukturen, die sich, ähnlich wie Rohre, durch das Bild ziehen, nur nicht gebogen wie in dem Epoxidharzwerk, sondern gerade, senkrecht und parallel, von senkrechten Linien geführt und von wenigen waagerechten unterbrochen. Diese runde, langgezogene Form findet sich dann auch im restlichen Bild überall wieder, mal nur angedeutet, mal im Ausschnitt, mal verzogen und ausgebeult. Während das eine Werk mit warmen Orange- und Rottönen gegen kalte Blautöne wirkt, so ist das andere Bild geprägt von kalten Farben wie Schwarz, Grau, einem dunklen Türkis. Wenige Fetzen Orange zeugen hier entweder davon, dass sich das Warme in diesem Werk erst behaupten muss oder dass es den Kampf gegen die Kälte schon verloren hat.
So vielfältig die Einflüsse in den einzelnen Werken sind, so vielfältig ist ihre Wirkung. Sofort vollzieht der Betrachter in Gedanken die Verbindung zur künstlerischen Avantgarde des letzten Jahrhunderts, jeder fühlt sich an Künstler erinnert, die ihn besonders prägten. Es sind die zerstückelten, ihrem ursprünglichen Kontext entrissenen Formen, zu einem neuen Gesamten gefügt, denen der Betrachter einen Sinn verleihen möchte.
Die Werke Sebastian Menzkes laden zum Träumen ein, zum Versinken in den Tiefen des Bildraums, zum Nachfühlen der Linien, zum Auf-sich-wirken-Lassen der Farben. Der Betrachter wird inspiriert, die einzelnen Werke in einem selbst gegebenen Kontext neu zusammenzustellen. So kann jedes Werk für sich und können die Werke in ihrer Gesamtheit jeden Tag etwas Neues bedeuten – und Teil des Lebens des Betrachters werden.
Juliane Beyer, Kunsthistorikerin
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Weitere Ausstellungen von Sebastian Menzke
Ab 19.11.2016 wird Menzke ebenso bei der kooperierenden Galerie Tristan Lorenz, Frankfurt a. Main mit einer Einzelausstellung präsent sein.
Vom 18.11. - 20.11. ist er als Künstler im "Salondergegenwart" in Hamburg, ua. mit Matthias Weischer und vielen anderen einflussreichen Künstlern der Gegenwart zu sehen.
Kernöffnungszeiten der Ausstellung
Dienstag - Freitag 13 Uhr - 18 Uhr
Samstag 11 Uhr - 16 Uhr
und nach individueller Absprache