“Oesterheld”
Rayk Goetze
“Oesterheld” 100 80 cm, Öl auf Leinwand, 2025
Die Figurengruppe bei Raik Götze wirkt wie ein aufgelöstes Tafelbild: Vier Zustände derselben Person, übereinander geschichtet wie Erinnerungen, die nicht mehr chronologisch funktionieren. Das Bild zitiert die Tradition des Porträts – von der religiösen Ikone bis zur fotografischen Studioaufnahme – und treibt sie ins Psychologische: Die Gesichter erscheinen wie Nachbilder auf der Netzhaut, mal klar, mal verwischt, mal fast überbelichtet.
Der malerische Raum kippt zwischen Bühnenbild und innerer Projektionsfläche. Das Neonpink schiebt sich wie ein elektrischer Horizont zwischen die Figuren und trennt sie vom dunklen Blau, das eher an Gedankenräume als an Landschaft erinnert. Unten der Körper, roh, fast brutal realistisch, oben die Gesichter – abstrahiert, überzeichnet, mit den typischen götzschen Störungen, Rissen und Übermalungen. Es ist, als ob der Maler die Oberfläche der Identität aufkratzt, um die Spuren dahinter sichtbar zu machen.
So entsteht ein Bild, das sich nicht mit einer erzählbaren Szene zufriedengibt, sondern den Zustand unserer Gegenwart porträtiert: fragmentiert, überreizt, gleichzeitig verletzlich und überinszeniert. Ein starkes Schlüsselwerk im Kontext der figurativen Malerei nach der Leipziger Schule – und ein Bild, das einen Raum nicht nur dekoriert, sondern mental besetzt.
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