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Thomas Riess


Flow
Vernissage am 6.10.2017
18 Uhr - 19:30 Uhr Preview, 19:30 Uhr Künstlergespräch, 21 Uhr Ende

Ausstellungszeitraum 6.10. – 14.11.2017

©Thomas Riess, Erkennungszeichen, 2017, 115 x 130 cm, Öl auf Leinwand

©Thomas Riess, Erkennungszeichen, 2017, 115 x 130 cm, Öl auf Leinwand

Thomas Riess
FLOW

Ströme von Bildern bestimmen das Wesen unserer zunehmend medialen Gesellschaft. Sie umschwirren uns in der Presse, überfluten uns auf den Social-Media-Kanälen und wabern über digitale Werbeanzeigen. Wir registrieren sie als Teil unserer Umwelt – aber nehmen wir sie auch wahr? Und vor allem: Wie? Diesen Fragen geht der 1970 in Tirol geborene Künstler Thomas Riess in seiner ersten Einzelausstellung in Deutschland nach. Seine Malereien und Collagen, die bereits in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten sind, setzen sich mit unserer Wahrnehmung und dem Realitätsbezug von medialen Bildern auseinander.

Die oft fotorealistisch gemalten Arbeiten erfahren durch abstrakte Übermalungen spannungsreiche Brüche. Meist sind es die Gesichter der Figuren, die mit breiten Pinselstrichen verwischt sind und Irritation auslösen. Die nach Vorlagen aus Zeitschriften entstandenen Bilder lassen das Subjekt zum Objekt werden – denn was bleibt, ist Ungewissheit über das, was verborgen ist. So verlagert sich der Schwerpunkt dieser Malereien: Informationsträger sind nicht länger die figurativen Elemente. Stattdessen übernimmt das Nichtsichtbare den narrativen Part. Und stößt zahlreiche Assoziationsketten an.

Gleichzeitig wird gerade durch die verborgenen Gesichter die Frage nach Identität umso eindringlicher gestellt. Bereits der französische Philosoph Jean-Paul Sartre bemerkte, dass Fotos kein Leben haben, dass sie vortrefflich die äußeren Merkmale einer Person, nicht aber ihren Ausdruck wiedergeben.[1] Diese Erkenntnis gewinnt in Zeiten absoluter Selbstdarstellung Hochkonjunktur. Denn gerade dadurch, dass die mediale Inszenierung der eigenen Person auf Instagram, Facebook und Co. zum Mainstream geworden ist, haben solche Fotos keinerlei identitätsstiftenden Gehalt mehr. Sie tauchen vielmehr in die Wogen des globalisierten Bilderstromes ein. Gerade die Transformation in Malerei macht diese subjektive Fehlstelle umso offensichtlicher.

Darüber hinaus thematisiert sich die Malerei in den verwischten Stellen selbst. Und legt offen, was wir in Anbetracht des Bildes oft vergessen: dass es nämlich keinesfalls mit der Realität gleichzusetzen ist. Sowohl das Foto als auch die Malerei sind letztlich Illusionen, Inszenierungen in Farbpigmenten. Deutlich wird dies auch in den Collagen, die darüber hinaus Teile verschiedener Realitäten zu neuen Kontexten zusammenfügen. Durch die Hervorhebung einzelner Bildteile gerade durch ihr Verbergen wird betont, dass wir auch ohne dieses Verbergen nie alle Informationen eines Bildes wahrnehmen, dass wir stets selektieren und filtern. Die Titel tragen ihren Teil dazu bei, den Besucher der Ausstellung mit einem neuen Blick auf das Bild im Allgemeinen und die eigene Wahrnehmung im Besonderen zurückzulassen. Durch ihre Zweideutigkeit lenken sie die Assoziationen, verweisen in Richtungen, die mit dem Bildinhalt selbst nichts zu tun haben. Sein und Schein, Wirklichkeit und Täuschung erfahren in den Werken von Thomas Riess eine irritierende und gleichermaßen faszinierende Visualisierung.

[1] Vgl. Jean-Paul Sartre: L’imaginaire. Éditions Gallimard, 1940.

Der österreichische Künstler Thomas Riess wird seit 2015 durch die Galerie Kristine Hamann in Deutschland vertreten. In der Oktober-Ausstellung diesen Jahres zeigen wir neue Werke des Künstlers. 

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Curriculum
1970 geboren in Tirol, lebt in Wien
1995 Studium an der Universität Mozarteum Salzburg, Klasse für Graphik bei Prof. Herbert Stejskal
2001 Diplom
 

Sammlungen / Collections
Sammlung des Landes Tirol
Sammlung der Stadt Salzburg
Sammlung der Stadt Innsbruck
Sammlung der Stadt Imst
Sammlung Hypo Tirol Bank
sowie diverse private Sammlungen

 

Preise, Stipendien / Grands, Residencies
2010  
RLB-Kunstpreis (Finalist)
Artist in Residence Paliano/Rom (I), Stipendium des Landes Tirol
Artist in Residence, Hotel Hospiz
2009
Kunstsymposium Medulin (HR)
2008
3. Premio Internazionale Arte Laguna (Finalist)
Welde Kunstpreis für Malerei (Finalist)
2005
Durst Kunstpreis für Malerei und Grafik
2001
Artist in Residence Paliano/Rom (I), Stipendium des Landes Tirol
2000
Stainacher Kunstpreis (Stmk.)
1999
Internationale Sommerakademie Salzburg, Stipendium des Landes Salzburg

Curriculum
1970 Tyrol, lives in Vienna
1995 Studies at the Mozarteum Art University in Salzburg, Class for Graphic Arts and visual Media 2001 Diplom

Earlier Event: August 18
Christofer Kochs
Later Event: October 12
Museum Villa Rot